Landkreis Stade. Es geht voran: Auf der Baustelle für das neue Katastrophenschutzzentrum des Landkreises in Stade-Ottenbeck wurde am gestrigen Donnerstag das Richtfest gefeiert. Bereits in wenigen Monaten soll die Anlage in Betrieb gehen. Mit rund zwölf Millionen Euro handelt es sich um die größte Investition des Landkreises in diesem Jahr.
Landrat Kai Seefried blickte in seinem Grußwort auf die schnelle Realisierung des Projektes, das Anfang des Jahres zügig Fahrt aufgenommen hatte. Die finalen Beschlüsse hat der Kreistag im Juni gefällt, schon in wenigen Monaten soll das Katastrophenschutzzentrum seinen Betrieb aufnehmen. Dass die Voten der Politik einstimmig waren, zeuge von der hohen Bedeutung, die dem Katastrophenschutz parteiübergreifend zugestanden werde, unterstrich der Landrat. Kreistag und -verwaltung seien sich ihrer Verantwortung in diesem Bereich bewusst. „Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich unser Leben in Europa und in Deutschland verändert. Im Landkreis Stade haben wir seit Beginn des Krieges weit über 4.000 Menschen als Vertriebene und Flüchtlinge aufgenommen. Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben so viele Menschen Schutz und Sicherheit bei uns gesucht“, sagte Seefried. „Gleichzeitig haben die Aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz eine ganz neue Bedeutung, wie wir sie mindestens seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr kennen.“
In Richtung der Gäste des Richtfestes sagte Seefried: „Ich möchte heute vor allem denjenigen danken, die die schnelle Realisierung möglich gemacht haben und auch denjenigen, die uns bisher bei den Aufgaben begleiten und dieses Zentrum mit Leben füllen werden.“ Der Behördenleiter nannte beispielhaft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lindemann-Gruppe als Bauherr sowie die haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes. Der Landrat erinnerte an die lange Geschichte des Richtfestes, der Brauch lässt sich bereits im 14. Jahrhundert nachweisen. Das Richtfest soll Glück bringen. „Wo passt diese Tradition besser als hier?“, fragte Seefried. „Wir wünschen den Menschen, die in diesem Gebäude Schutz suchen, ebenso viel Glück wie den Einsatzkräften, die im Krisenfall für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger da sind.“
Zentrales Bauwerk auf dem 11.000 Quadratmeter großen Grundstück am Julius-Leber-Weg ist eine Multifunktionshalle (3600 Quadratmeter), abtrennbar in verschiedene Bereiche. Der Neubau wird nach den neuesten energetischen Standards ausgestattet. Die Hallenteile müssen nicht beheizt werden, sind aber mit einer Heiztechnik ausgestattet, die eine Beheizung ohne Zusatztechnik ermöglicht. Das Gebäude wird mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Im Bürotrakt werden der Katastrophenschutzstab der Kreisverwaltung mit seinen Fachberatern sowie die Technische Einsatzleitung und die Fernmeldezentrale voll eingerichtete und ständig einsatzbereite Räume erhalten, die auch für Schulungen und Übungen genutzt werden können. Zusätzlich werden mehrere Büroräume und ein Aufenthalts- und Besprechungsbereich im Erdgeschossgeschaffen. Die Außenflächen können mit Lkw befahren werden und sind zum Abstellen von Material und für Übungen geeignet.
Bereits 2020 wurde der Landkreis Stade vom Land verpflichtet, eine Notfallstation für eine vorübergehende Betreuung von bis zu 1000 Personen zu unterhalten. Hierfür wurden unter anderem Messgeräte, Einsatzkleidung und andere Ausstattung vom Land zur Verfügung gestellt. Dieses Material muss trocken und frostfrei gelagert werden. Zusätzlicher Platzbedarf besteht, um den neuen „Fachzug Elektro“ der Kreisfeuerwehr zu beherbergen und auf eine Energiemangellage vorbereitet zu sein. Im Zuge der Corona-Pandemie musste weiteres Material (Schutzkleidung, Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel) in großen Mengen beschafft werden. Dieses Material wurde zunächst im ehemaligen Untergrundkrankenhaus in Stade-Wiepenkathen eingelagert. Mit Gabelstaplern, motorisierten Hubwagen oder anderen motorbetriebenen Transporthilfen könnte das Material im zeitkritischen Einsatzfall dort nicht kurzfristig zum Schutz der Bevölkerung bereitgestellt werden, weil es händisch aus dem ehemaligen Untergrundkrankenhaus herausgeholt werden muss.
Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der einsetzenden Fluchtbewegung wurde der ehemals von der Firma Saertex genutzte Gebäudekomplex am Sophie-Scholl-Weg, in dem zuvor schon das Impfzentrum untergebracht war, erneut angemietet und als Notunterkunft in Betrieb genommen. Die Notunterkunft soll im Winter in den Neubau umziehen, später sollen Zelte, Betten, Dusch- und WC-Container für 500 Personen in der Halle gelagert werden. Dieses Material dient, ergänzt um diverse Notstromaggregate, Kraftstoffkanister und zwei mobile Tanklager dem Bevölkerungs- und Zivilschutz als Basis für Evakuierungen. Außerdem kann die neue Halle als Notunterkunft im Rahmen eines Betreuungsplatzes für bis zu 500 Personen genutzt werden.

Einsatzkräfte der Feuerwehren und Hilfsorganisationen sind beim Richtfest auf der Baustelle dabei. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Landrat Kai Seefried und Lindemann-Geschäftsführer Friedrich Witt stellen das Konzept des Neubaus vor. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Einsatzkräfte, Handwerker und Kreispolitiker sehen sich die Baustelle im Stader Stadtteil Ottenbeck an. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Landrat Kai Seefried und Lindemann-Geschäftsführer Friedrich Witt sprechen auf dem Baugerüst. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Marcel Mügge von der Lindemann-Gruppe präsentiert auf dem Baugerüst den traditionellen Richtspruch. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke

Die 3600 Quadratmeter große Halle des Katastrophenschutzzentrums kann mehrmals geteilt werden. Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke